9. BBE/UFOP-Fachseminar „Nachhaltigkeit alternativer Kraftstoffe"
Berlin, 16. Mai 2023. Über 170 Teilnehmende bestätigten das große und branchenübergreifende Interesse an dem neunten gemeinsam vom Bundesverband Bioenergie e. V. (BBE) und der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V. (UFOP) veranstalteten Fachseminar „Nachhaltigkeit alternativer Kraftstoffe“. Das Tagungsprogramm umfasste erstmals alle auf nationale und zukünftig in der EU für Klimaschutz- bzw. Quotenverpflichtungen anrechenbare Optionen alternativer Kraftstoffe.
Dr. Claus Keller, S&P Global, führte mit einer Bestandsaufnahme zur globalen Produktions-, Absatzsituation und Preisentwicklung an den internationalen und europäischen Biokraftstoffmärkten in die Tagung ein. Es folgten Vorträge von Marco Zühlke, Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) und Lars Hummel, e-fuel Alliance e. V., zum Sachstand der Regelungen zur Umsetzung der RED II bzw. der aktuell im Trilogverfahren beschlossenen Regelungsgegenstände der geänderten Richtlinie (RED III).
Vor dem Hintergrund der aktuell auch über die Presse bekannt gewordenen Verdachtsfälle von Betrug bei Importen von Biodiesel aus Abfallölen für die Doppelanrechnung auf die THG-Quotenverpflichtung informierte Andreas Feige, Geschäftsführer ISCC GmbH, über die aktuell durchgeführten und geplanten Maßnahmen zur Verschärfung der Dokumentationsanforderungen und Vorortkontrolle.
Nina Gutsche, Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, BLE, erläuterte den Stand zur nationalen Datenbank Nabisy und insbesondere die aktuelle Entwicklung bei der Implementierung der Unionsdatenbank (UDB). Gutsche kritisierte die unzulängliche Kommunikation zwischen der zuständigen Stelle der EU-Kommission und den nationalen Behörden und erinnerte daran, dass sich alle Unternehmen der Warenkette in die UDB registrieren müssen, auch der Agrarhandel als erste Schnittstelle in der Warenkette.
Vor diesem Hintergrund stellte Peter Jürgens, Geschäftsführer der REDcert GmbH, die erforderlichen Änderungen im REDcert-Zertifizierungssystem infolge der Umsetzung des Delegierten Rechtsaktes (2022/966) zur RED II vor. Jürgens unterstrich das mit diesem Rechtsakt für alle zugelassenen Zertifizierungssysteme geschaffene „level-playing-field“. Die hiermit erzwungene Harmonisierung der Systemanforderungen schaffe den erforderlichen Gleichklang bspw. in der Anrechnung von Bodenkohlenstoff beim Rohstoffanbau.
Mathias Edel, Erneuergas, und Benedikt Wirmer, en2x, erläuterten die Funktionsweise des THG-Quotenhandels bei bestehenden Optionen (flüssige Biokraftstoffe / Biomethan) und dessen Bedeutung als Anreizwirkung für den Marktzugang neuer synthetischer Kraftstoffe aus erneuerbarem Strom.
Prof. Dr. Christian Küchen, Hauptgeschäftsführer en2x, schloss die Vortragsreihe ab mit dem Thema: Dekarbonisierung des Verkehrs – eine Bestandsaufnahme zur “physischen“ Herausforderung – was ist möglich und machbar? Prof. Küchen erläuterte den grundsätzlichen Energiemengenbedarf vor dem Hintergrund der nationalen Strategie zur Elektrifizierung des Verkehrs- und Gebäudesektors. Deutschland bleibe deshalb ein Energieimportland, die notwendige Diversifizierung und Nutzung aller THG-Minderungsoptionen müsse die Basis sein, die Klimaschutzziele zu erreichen.
