Mit der Ratifizierung des Klimaschutzabkommens von Paris werden die
Unterzeichnerstaaten bis zum Jahr 2020 verbindliche Aktionspläne für die
Dekarbonisierung insbesondere für den Verkehr vorlegen müssen. Die
Dekarbonisierung des Verkehrs ist global gesehen eine wirksamsten
Maßnahme zur Erreichung der Klimaschutzziele. Biokraftstoffe werden
neben der Effizienzsteigerung der Motoren bei gleichzeitiger
Hybridisierung der Antriebe eine zentrale Rolle im Sinne einer
Brückenfunktion übernehmen müssen. Der Grund ist trivial: es gibt sie
und mit Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse kann in bestehenden
Fahrzeugflotten sofort ein wirksamer Beitrag zur Treibhausgasminderung
geleistet werden. Vor diesem Hintergrund ist die Europäische Union gut
beraten die Förderpoltik auch nach 2020 fortzusetzen, weil die Union
andernfalls dann nicht mehr Einfluss nehmen kann auf die Ausgestaltung
der Nachhaltigkeitsanforderungen und die bisher von der EU-Kommission
zugelassenen Zertifizierungssysteme.
In diesem kritischen und
zugleich richtungsweisenden Umfeld über die Zukunft der Biokraftstoffe
in der Europäischen Union diskutiert das Forum „Rohstoffmärkte im
Kontext internationaler Handelsströme und Preisentwicklungen“, das im
Rahmen des 14. Internationalen Fachkongresses für Erneuerbare Mobilität
durchgeführt wird, Über Fakten und Fragen, wie die Ernährungssicherheit
und der zukünftige Bedarf an Biomasse für die Biokraftstoffproduktion in
Einklang gebracht werden kann, speziell zu diesem Thema referiert Keith
Klein, Wissenschaftler am Oak Ridge National Laboratory, Center for
BioENERGY and Sustainability, USA.
Hieran schließt sich die
Frage an, in welchem Zusammenhang stehen der globale Biokraftstoffmarkt
und die Agrarmärkte und welcher Einfluss auf die Preisbildung hat der
Ölpreis? Mit diesen Wechselwirkungen befasst sich der Agrarmarktexperte
Dr. Klaus-Dieter Schumacher, Agri Consult, in seiner Präsentation. Der
Vortrag umfasst eine Bestandsaufnahme über tatsächliche Erntemengen und
Endverwendungen. Die sachgerechte Einordnung des Biomasseangebotes für
die Biokraftstoffverwendung nicht nur in der EU, sondern auch in
Drittstaaten soll mit den Teilnehmern diskutiert werden. So hat
Brasilien bereits angekündigt, die Biokraftstoffpolitik auf Basis von
Bioethanol aus Zuckerrohr in den nationalen Aktionsplan zu integrieren.
Dies wird nach Einschätzung von Marktexperten auch andere
Unterzeichnerstaaten des Klimaschutzabkommen tun, nicht zuletzt weil
strukturelle Angebotsüberschüsse bspw. auf den internationalen
Pflanzenölmärkten zu dieser Form der „Marktintervention“ mit dem Ziel
Angebots- und Preisstabiliserung zwingen.
Biokraftstoffkritiker weisen an dieser Stelle auf den Effekt der
hierdurch ausgelösten indirekten Landnutzungsänderungen hin. Begründung,
die Angebotsmengen, die dem Nahrungsmittelmarkt entzogen werden, müssen
andernorts durch zusätzliche neue Flächen kompensiert werden. In der
Kritik steht hier vorrangig die Rohdung von Urwald auf Torfflächen und
die hiermit einhergehenden zusätzlíchen Treibhausgasemissionen, die als
„iLUC-Faktoren“ bezeichnet werden. Aber können durch indirekte Methoden
in Form von Modellierungen diese Effekte schließlich auch als
wissenschaftlich fundiertes Ergebnis für entsprechende Gesetze und
Verordnungen abgeleitet werden? Zu dieser Frage nimmt Hugo Valin vom
Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA),
Laxenburg, Österreich, Stellung. Sein Institut hatte im Auftrag der
EU-Kommission das sogenannte „GLOBIOM-Projekt“ durchgeführt für eine
Neuberwertung der Treibhausgasmalusfaktoren, differenziert nach den
jeweiligen Biomasserohstoffen.
Mit Blick auf die
insbesondere von Umweltorganisationen vehement geführte Kritik an der
Verwendung von Palmöl nicht nur zur Biokraftstoffnutzung, sondern in
vielen Anwendungsbereichen in der Oelochemie, aber auch in den
Haushalten, informiert Martina Fleckenstein, WWF Deutschland, über die
Ergebnisse der Studie des WWF zu diesem Thema.
Vor diesem
kritischen Hintergrund sieht die Politik den rohstoffpolitischen Ausweg
darin, verstärkt Biokraftstoffe aus Abfall- und Reststoffen zu fördern.
Im Mittelpunkt steht aber auch hier die Frage nach der Verfügbarkeit,
Treibhausgaseffizienz und folglich auch nach der Nachhaltigkeit. Denn,
wenn es um Reststoffe geht, die wie z. B. Stroh, die schließlich auch
das Ergebnis einer Biomasseproduktion auf Ackerflächen sind, ist zu
hinterfragen, ob die aktuelle gesetzlich vorgegebene
Treibhausgasbewertung „0 g CO2/MJ“ sachgerecht ist, wenn hierdurch
bedingt aus einem Reststoff ein „Wertstoff“ wird. Detlef Evers,
Mittelstandsverband Abfall basierter Kraftstoffe, erläutert hierzu in
seinem Vortrag das Potenzial und die Perspektive der aus diesen
Rohstoffen hergestellten Biokraftstoffe.
Der 14.
Internationale Fachkongress für Erneuerbare Mobilität, Kraftstoffe der
Zukunft 2017, der vom 23. - 24. Januar 2017 in Berlin stattfindet,
greift mit diesem Forum aktuelle Fragestellungen auf, die die
Meinungsbildung in der Öffentlichkeit, aber insbesondere in der Politik
über die Perspektive der Biokraftstoffpolitik nach 2020 bestimmen
werden. Der Kongress findet statt im Vorfeld des ab dem Frühjahr 2017 zu
erwartenden Abstimmungsverfahrens im Europäischen Parlament über die im
Dezember 2016 erwarteten Vorschlägen der EU-Kommission. In diesem Sinne
findet der Kongress „zum richtigen Zeitpunkt“ statt, um mit Vertretern
aus Wirtschaft, Wissenschaft und vor allem der Politik zu diskutieren
und sich in die Meinungsbildung einzubringen.
Weitere Informationen auch unter www.kraftstoffe-der-zukunft.com
Kontakt:
Bundesverband Bioenergie e.V.
Markus Hartmann
Tel.: 0228/81002-22
hartmann [at] bioenergie . de
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